Bleiverbindungen.

Bleiverbindungen.
Bleiverbindungen.
 
Als Element der vierten Hauptgruppe des Periodensystems tritt Blei in den Wertigkeitsstufen + 2 und + 4 auf, wobei die zweiwertigen Bleiverbindungen überwiegen; vierwertige Bleiverbindungen sind starke Oxidationsmittel und gehen leicht in zweiwertige Bleiverbindungen über. Alle Bleiverbindungen sind giftig (Bleivergiftung), und zwar um so mehr, je leichter löslich sie sind.
 
Bleioxid, Blei(II)-oxid, Bleiglätte, PbO, eine pulverige Substanz, kommt in einer gelben und einer stabileren roten Modifikation vor; es wird durch Oxidation von geschmolzenem Blei durch Luft bei 900-1 000 ºC oder durch Glühen von Bleihydroxid gewonnen und zur Herstellung anderer Bleiverbindungen, von Glas- und Metallkitten, von Bleiglas sowie für keramische Glasuren verwendet. - Bleihydroxid, Pb(OH)2, tritt als weißer, schwer löslicher Niederschlag auf, wenn Bleisalzlösungen mit wenig Alkalilauge oder Ammoniak versetzt werden. - Bleidioxid, Blei(IV)-oxid, PbO2, wird durch Oxidation von Blei(II)-oxid oder anderen Bleiverbindungen mit starken Oxidationsmitteln, z. B. Hypochloriten, hergestellt; es bildet sich auch bei der anodischen Oxidation des Bleis im Bleiakkumulator. Bleidioxid ist ein starkes Oxidationsmittel; beim Reiben mit leicht brennbaren Stoffen, wie Schwefel oder Phosphor, tritt Entzündung ein. Bleidioxid findet deshalb Verwendung zur Herstellung von Zündhölzern und in der Pyrotechnik. - Mennige, Blei(II, IV)-oxid, Pb3O4, ist ein gemischtes Bleioxid, das sich als Blei(II)-Salz der in freier Form nicht bekannten »Orthobleisäure«, H4PbO4, auffassen lässt. Mennige wird durch weitere Oxidation von Blei(II)-oxid an der Luft bei 500 ºC gewonnen. Sie tritt in einer roten und einer schwarzen Modifikation auf. Die rote Modifikation, ein wasserunlösliches Pulver, findet Verwendung als Pigment für Ölfarben, als Rostschutz- und Grundierungsmittel für Eisenanstriche sowie zur Herstellung von Bleiglasuren. - Die Bleioxide und Bleihydroxid lösen sich in starken Alkalien und bilden dabei Salze, bei denen das Bleiatom im Anion vorliegt; diese (früher Plumbite genannten) Plumbate(II) enthalten das Anion [Pb(OH)3]- (Trihydroxoplumbate). Bleidioxid vereinigt sich mit stark basischen Oxiden zu Plumbaten(IV) mit den Anionen [Pb(OH)6]2- (Hexahydroxoplumbate), [PbO4]4- (Orthoplumbate) oder [PbO3]2- (Metaplumbate).
 
Von den Halogenverbindungen des Bleis sind v. a. das Chlorid und das Jodid zu nennen. Blei(II)-chlorid, PbCl2, bildet sich als weißer Niederschlag aus Bleisalzlösungen mit Salzsäure oder löslichen Chloriden; es spielt in der chemischen Analyse eine Rolle. Blei(IV)-chlorid, PbCl4, entsteht z. B. beim Auflösen von Blei(IV)-oxid in konzentrierter Salzsäure; es wird zum Teil zur Glykolspaltung verwendet. Blei(II)-jodid, PbJ2, ein gelbes, kaum lösliches Pulver, wird aus Bleisalzlösungen durch lösliche Jodide ausgefällt; es kristallisiert in prächtigen, goldglänzenden Blättchen und findet zum Teil Verwendung als Farbpigment.
 
Blei(II)-sulfat, PbSO4, eine weiße, pulverige oder farblose, kristalline Substanz, wird aus Lösungen von Bleisalzen mit Schwefelsäure oder löslichen Sulfaten ausgefällt. Es findet Verwendung als Zusatz zu Farbpigmenten (Füllmittel). In der Natur findet sich Bleisulfat in Form des Minerals Anglesit. Einige basische Bleisulfate, (PbO)x · PbSO4, werden als Wärmestabilisatoren für Vinylharze verwendet. - Blei(II)-sulfid, PbS, entsteht als tiefschwarzer Niederschlag aus Bleisalzlösungen beim Einleiten von Schwefelwasserstoff; es spielt in der chemischen Analyse eine Rolle. In der Natur findet es sich in Form des Minerals Bleiglanz.
 
Blei(II)-nitrat, Pb(NO3)2, ist ein aus Bleioxid und Salpetersäure gewinnbares, weißes, kristallines Salz, das sich in Wasser leicht löst; es wird als Oxidationsmittel in der Farbstoffindustrie und Färberei, in der Pyrotechnik und in der Zündholzindustrie verwendet. - Bleiazid, Pb(N3)2, die Verbindung der Stickstoffwasserstoffsäure mit Blei, ist eine weiße, kristalline Substanz, die bei Schlag oder Hitze heftig explodiert und als Initialzünder verwendet wird.
 
Blei(II)-carbonat, PbCO3, kommt in der Natur in Form des Minerals Cerussit (Weißbleierz) vor. Aus Bleisalzlösungen erhält man durch Einleiten von Luft und Kohlensäure oder durch Zugabe von Alkalicarbonaten basisches Bleicarbonat, Bleihydroxidcarbonat, 2 PbCO3 · Pb(OH)2, ein weißes Pulver, das unter den Bezeichnungen Bleiweiß oder Kremser Weiß als Pigment v. a. in Malerfarben verwendet wird; es besitzt hohe Deckkraft und Witterungsbeständigkeit.
 
Auch Bleisalze vieler organischer Säuren sind bekannt; wichtig sind besonders die Bleisalze der Essigsäure. Blei(II)-acetat, Bleiacetat, Pb(CH3COO)2, wird aus Bleioxid und Essigsäure gewonnen; es wird wegen seines süßlichen Geschmacks auch als Bleizucker bezeichnet, ist aber sehr giftig. Verwendung findet es zur Herstellung anderer Bleiverbindungen und in der Färberei als Hilfsmittel beim Zeugdruck. Mit Blei(II)-acetat getränktes Filterpapier (Bleipapier) dient in der analytischen Chemie zum Nachweis von Schwefelwasserstoff. Blei(IV)-acetat, Bleitetraacetat, Pb(CH3COO)4, eine weiße, kristalline Substanz, wird durch Umsetzen von Mennige mit Eisessig und Acetanhydrid hergestellt; es dient in der organischen Chemie als Oxidationsmittel.

Universal-Lexikon. 2012.

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